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DRESS UP BY ANNETTE GASSER
«Ohne Stilbruch ist Mode langweilig – je mehr nicht zusammenpasst, desto besser!»
Annette Gasser von Dress Up Basel verrät ihre persönlichen Stylingtricks – und welche Materialien und Modemarken gerade besonders angesagt sind.
Nur wenige Schritte vom Hotel Les Trois Rois entfernt, trifft man auf ihr Reich: Annette Gasser. Sie, die dieses Jahr seit genau elf Jahren die Basler Modeboutique Dress Up Basel betreibt, könnte man selbst als eine Art Modekönigin bezeichnen. Mit Anfang 20 schmiss sie ihren Job bei der Bank und entdeckte per Zufall ihr Talent in der Modebranche. «Ein Freund bot mir an, mein Glück in seiner Boutique zu versuchen», erinnert sie sich. Innert einem Jahr schaffte sie es, das Unternehmen aus den roten Zahlen zu führen. Was folgte, waren mehrere Jahre in der Geschäftsleitung des besagten Geschäfts sowie 20 Jahre bei der Modeboutique von René Capaul in Basel. «Dann wagte ich den Absprung.»
2013 bezog Annette Gasser mit ihrem eigenen Geschäft Dress Up Basel die Räume am Blumenrain 16 in Basel. Seither behauptet sie sich in der Welt der gehobenen Damenmode gegen grosse Player wie Grieder oder Globus. Zum 10-jährigen Jubiläum verrät sie uns, welche Materialien und Modemarken besonders angesagt sind, Geheimtipps inklusive.
Annette, was trägst du heute?
Eine weisse Bluse, das Signature-Piece der Pariser Marke Patou. Die würde ich niemals weggeben – damit ist man immer «putzt und gstrählt», egal ob ich eine weit ausgestellte Jeans oder eine Lederjacke dazu trage. Heute habe ich sie aber mit einem pink Paillettenjupe des Berliner Brands ODEEH kombiniert sowie mit italienischen Sneakers von P448.
Was macht deinen Stil einzigartig?
Das Mixen! In diesem Bereich habe ich vor fast nichts Angst, egal ob mit Basics, ganz farbig oder alles in Weiss oder Ecru. Ohne Stilbruch ist Mode langweilig – je mehr nicht zusammenpasst, desto besser! Es darf nicht zu assortiert sein. Früher war das anders; da legte man viel Wert darauf, dass beispielsweise Schmuck und Accessoires die gleichen Metallen beinhalteten – also zum Beispiel eine goldige Gürtelschnalle immer mit einem goldenen Armreif kombiniert werden musste. Heute ist das alles weniger durchdacht, weniger «gewollt».
Was sind Mode-Essentials, die in deinem Kleiderschrank zurzeit nicht fehlen dürfen?
Ich würde sagen, ganz sicher ein Slip-Dress – das kann man mit allem kombinieren, egal ob mit Heels am Abend oder mit Turnschuhen am Tag. Und wenn es kalt ist, sieht es auch mit einem darübergezogenen Pullover oder einem Blazer chic aus. Ein T-Shirt unter dem Kleid kann den Style ebenfalls völlig verändern. Ein zweites Must-have sind meiner Meinung nach Pailletten! Die sind gross im Kommen – aber auch hier gilt es, den Stil zu brechen, indem man sie in ein Tagesoutfit integriert. Das klappt bei einem Paillettenjupe zum Beispiel in Kombination mit einem einfachen weissen T-Shirt oder einer weissen Oversize-Baumwollbluse, dem, meiner Meinung nach, dritten essenziellen Kleidungsstück in einem Kleiderschrank.
Abgesehen von den Pailletten – gibt es modische Entwicklungen, die wir hier in Basel noch nicht auf dem Radar haben, in Paris oder Mailand aber omnipräsent sind?
Was sicher im Kommen ist, sind glänzende Obermaterialien, die man im Alltag trägt. Ein Revival erleben auch Mokassins, die die Sneakers langsam ablösen, sowie Lederjacken. In den vergangenen Jahren sind Letztere ein wenig von der Bildfläche verschwunden, jetzt kehren sie im klassischen Céline-Stil zurück. Bei den Farben dominieren neu auch Lila, Pink, Gelb. Und last but not least sind weite Hosen sehr aktuell. Ich hoffe, dass sich dieser Trend auch bei uns durchsetzt.
Gibt es deiner Meinung nach ein Fashion-No-go?
Leggings! Die finde ich nach wie vor schrecklich. (lacht) Oder wenn alles sehr eingeschnürt, eng anliegend und übermässig sexy gestylt aussieht, wie es vor rund zehn Jahren noch angesagt war.
Was ist das extravaganteste Teil in deinem Kleiderschrank?
Eine klassische Chanel-Tasche, die ich mir zum 50. Geburtstag gegönnt habe.
Welche Modemarken gehören zu deinen Geheimtipps?
Sicher ODEEH – das Designerduo aus Berlin liebt es, mit Farben, Mustern und Schnitten zu experimentieren, und will, dass die Trägerin mit seinen Kreationen spielt und sich dabei souverän und sexy fühlt. Dennoch ist die Mode für Frauen jedes Alters geeignet. Die beiden Modeschöpfer werden übrigens im September zum zehnjährigen Bestehen von Dress Up eine Modenschau in Basel ausrichten.
Was ebenfalls sehr gefragt ist, sind die Taschen von Hibourama, wahrlich kleine Kunstwerke – sie sind aus Kristallgarn gestrickt und mit Straussenfedern verziert.
PATOU führer bekannt als Jean Patou, war für Jahre von der Modebühne verschwunden und erlebt im Moment ein grossartiges Comeback! Kunst, Fantasie und Eleganz prägen die Mode von PATOU bis heute. Mit Blick auf die Geschichte der Marke gehört aber auch Rebellion dazu, eine wohltuende Befreiung von allzu engen modischen Konventionen. Diese Vielseitigkeit lässt sich in der Womenswear des französischen Modehauses immer wieder entdecken.
Wie siehst du die Basler Modewelt?
Betrachtet man nur das Basler Strassenbild, hat man nicht unbedingt das Gefühl, dass die Leute viel Freude an der Mode und dem Experimentieren damit verspüren. Dies bezüglich sind die Baslerinnen und Basler eher introvertiert. Ich wünschte mir, die Menschen würden sich trauen, im Alltag mehr Farben zu tragen. Andererseits muss ich aber auch sagen, dass es in Basel einige Labels gibt, die vielleicht nicht so bekannt sind, aber tolle Designs herstellen.
By: Julia Gisi, sie ist Redaktorin im Ressort Kultur und Gesellschaft und berichtet schwerpunktmässig über Lebensgeschichten von Menschen aus der Region sowie über Gastronomie- und Lifestyle-Themen.